Ida Küttner-Funke studierte in den siebziger Jahren Rhythmik bei Professor Rudolf Konrad an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater Hannover. Wer war dieser Mann? Seine Hauptfachlehrerin für Musik und Bewegung in Braunschweig hatte noch zu den Schülern des Begründers der Rhythmischen Erziehung Émile Jaques-Dalcroze gehört. Hier ein Einblick in den Lebenslauf Professor Konrads.
Rudolf Konrad wurde am 9. Dezember 1922 in Königsberg geboren. Aus einfachen Verhältnissen stammend genoss er als Kind und Jugendlicher eine nicht gerade pädagogisch niveauvolle musikalische Ausbildung in der Stadtkapelle Königsbergs. Verschiedene Verpflichtungen in Verbindung mit seiner besonderen Musikalität machten ihn unter anderem zu einem versierten Pianisten. Bald schon wurde ihm die Position als erster Flötist im Infanteriekorps vermittelt. Seine Dienste führten ihn nach Frankreich und Russland, wo er 1944 in Gefangenschaft geriet. Wie in seinem autobiographischen Roman „ Die Schule von Sokologorowka“, Verlag Haag&Herchen, ergreifend beschrieben, überlebte er diese durch seinen enormen Einfallsreichtum, der darin bestand, ein Orchester zu gründen, mit einigen wenigen Helfern fehlende Instrumente zu bauen und bekanntes Musikgut aufzuschreiben, zu arrangieren und zu komponieren. Die Darbietungen des Orchesters wurden von der Lagerleitung ausdrücklich unterstützt, um die Stimmung unter den Gefangenen aufzuhellen. Hier begegnete Rudolf Konrad auch Botho Lucas, mit dem es zu enger und lebensrettender Zusammenarbeit kam und zu dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.
Nach seiner Befreiung 1949 studierte Rudolf Konrad in Braunschweig und Berlin Musik die Fächer Flöte und Komposition. Eher zufällig lernte er das Fach Rhythmik – Musik und Bewegung – kennen, belegte es ebenfalls und schloss es mit einem Diplom ab. Rudolf Konrad arbeitete zunächst hauptsächlich als Hauskomponist und Flötist am Staatstheater Braunschweig. 1956 eröffnete er auf Drängen von befreundeten Ärzten und Psychotherapeuten, die überzeugt von der positiven Unterstützung ihrer Therapien durch Rudolfs Konrads musikalischer Körperarbeit waren, das erste private Institut für Rhythmik in der BRD.
Rudolf Konrad heiratete. Aus seiner Ehe gingen vier Kinder hervor, aus einer späteren ein weiterer Sohn. 1970 wurde Rudolf Konrad als Leiter des Studienganges Rhythmikerziehung an die Hochschule für Musik und Theater nach Hannover gerufen und wurde 1975 zum Professor ernannt. Noch in späteren Jahren, 1981-83 und 1988/89, nahm er eine Gastprofessur an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien an.
Rudolf Konrad starb am 8. November 2009 in Hannover.