Professor Rudolf Konrad lag es stets fern von (s)einer Lehre oder (s)einem System zu sprechen. Zitat: „ Auch Martin Buber hatte keine Lehre. Er begnügte sich damit, auf Wirklichkeiten hinzuweisen. Dasselbe gilt für Krischnamurti.“ – und für die Herangehensweise Rudolf Konrads. Nach seiner vorwiegend künstlerischen Arbeit gewann seine Lehrtätigkeit in Rhythmischer Bewegung mehr und mehr an Bedeutung, vor allem nach der Eröffnung seines Instituts, des „Studios für Musik und Bewegung“ in Braunschweig. Er begann die Arbeit mit seinen Klienten damit, bei ihnen die Bereitschaft zu wecken auf Entdeckungsreise zu gehen, um Wirklichkeiten, die im Laufe des Lebens verloren gegangen waren, wieder zu entdecken. Dabei handelte es sich nicht um ferne Kontinente oder etwas Unerreichbares, sondern um das Naheliegenste, nämlich den eigenen Körper.
Dieser Aufbruch geschah in den fünfziger Jahren. Man stelle sich vor, wie traumatisiert die Menschen versuchten, ihr Leben zu gestalten und mit sich und der Welt ins Reine zu kommen. Die Ehrlichen und Suchenden konnten nicht über Erfahrungen der letzten Jahre hinweggehen und Feste und Aufschwung feiern. Rudolf Konrad begann, diese Menschen durch Entspannung und Bewegung mit Musik zu ihrem Körper, zu sich selbst zu führen. Bisher gab es nur das Autogene Training von Schultz, was aber besonders damals sehr Kopf gesteuert war. Konrad ging als Musiker an die Aufgabe heran. Andere Methoden aus Amerika oder Asien, wie z.B.Yoga, waren noch nicht verbreitet. Und außerdem kamen sie aus einem anderen Kulturkreis. Später konnten wir feststellen, dass sich zwischen den verschiedenen Methoden und der Rudolf Konrads Überschneidungen ergaben.
Professor Konrad entwickelte ein Vorgehen, das er später Konzentrative Körpertechnik (er erwarb Titelschutz) nannte, kurz KK. Hierbei ging er davon aus, dass Entspannungsarbeit mit Bewegungsarbeit gleich zu setzen ist. Um seines Körpers sicher zu sein, kann Entspannung nur eine wichtige Voraussetzung für darauf folgende bewusste, individuelle Bewegung sein, im universellen Sinne, als ein Weg der Bewusstseinserweiterung. Die Teilnehmer gucken nicht ab, ahmen nicht nach, imitieren nicht, sondern lernen auf sich selber zu hören und ihre dynamische Leiblichkeit zu erkennen. Es bewirkt einen Bewegungsfluss, der die Persönlichkeit stärkt und ihr Ausdruck verleiht. Wer von uns zielt das nicht an?